Die unterschiedlichsten Prozessanforderungen im Bereich der technischen Sauberkeit sind sicherlich nicht mit denen zu vergleichen, die heute in der Halbleitertechnik Stand der Technik sind. Trotzdem gilt es auch hier mögliche Kontaminationen ausgehend vom Menschen und seiner Bekleidung weitestgehend zu reduzieren. Die über Jahrzehnte gesammelten Erfahrungen aus der klassischen Reinraumanwendung sind an der Stelle recht hilfreich, Bekleidungssysteme auf die typischen Anforderungen in den Bereichen der technischen Sauberkeit entsprechend anzupassen. Schlagworte wie Abriebfestigkeit (Fusselfreiheit), Tragekomfort und Antistatik sind hierbei an erster Stelle zu nennen.

Reinraumbekleidung (Foto: CleanControlling)
Sicherlich unumstritten ist die Aussage, dass auch in den sogenannten „Graubereichen“ und „Sauberräumen“ der Mensch und seine Bekleidung mit zu den größten Kontaminationsquellen zählen. Untersuchungen haben gezeigt, dass Personen in ganz normaler Baumwollbekleidung bis zu 35 Millionen Partikel jeglicher Größe pro Minute bei leichten Bewegungen generieren können. Dabei stammen die überwiegenden Partikelzahlen nicht vom Menschen an sich (also keine Hautschuppen, Haare o.ä.), sondern es sind in erster Linie Partikel, Fasern, Faserbruchstücke usw. von der Baumwollbekleidung. Solche Faserbrüche / Faserrückstände können Größenordnungen von 10 µm, aber auch ganz leicht von 200 µm haben. Ähnliches gilt auch für sogenannte Baumwollmischgewebe, also Textilien, die einen gewissen Prozentsatz an synthetischen Fasern, aber auch noch einen nicht unerheblichen Prozentsatz an Baumwollfasern verwenden. Um diesem nicht unerheblichen Risiko entgegenzuwirken, empfiehlt es sich deshalb, auf Bekleidung zurückzugreifen, die ausschließlich aus synthetischen Fasern hergestellt ist (möglichst aus sogenannten Endlosfasern / -filamenten, denn kurzfaserige Stapelfasern neigen ebenfalls zu den oben beschriebenen Kontaminationsrisiken).
Neue Textilien mit hohem Tragekomfort
Für eine Vielzahl von Anwendungen in Bereichen der technischen Sauberkeit muss aber kein besonders dichtes Reinraumgewebe eingesetzt werden, welches bis dato in der Mikroelektronik (Halbleitertechnik) verwendet wird oder in besonders reinen Bereichen der Pharmazie. Die Textiltechnik bietet hier mittlerweile Gewebe, die von ihrer Haptik (textiler Griff) durchaus mit einem Baumwollmischgewebe konkurrieren können. Einige dieser neueren Textilien bieten eine sehr hohe, konstante Atmungsaktivität und können trotzdem gleichzeitig die geforderte Abriebfestigkeit sicherstellen. Darüber hinaus verfügen die Gewebe über ein definiertes Rückhaltevermögen gegenüber größeren Partikeln und verfügen auch über die notwendigen antistatischen Eigenschaften. Mehr und mehr kommen auch sogenannte Mikrofasergewebe in diesen Anwendungsgebieten zum Einsatz, die ebenfalls besagte Vorteile des hohen Tragekomforts, der angenehmen Haptik usw. aufweisen. Der Modellvielfalt sind kaum Grenzen gesetzt, von einfachen Standardkitteln über Overalls zu besonderen Hauben in verschiedenen Farben usw. existiert eine große Bandbreite.
Akzeptanz durch die Mitarbeiter
Dem Tragekomfort einer solchen Bekleidung (geeignet für Bereiche der technischen Sauberkeit) kommt hierbei eine besondere Rolle zu. Ein Bekleidungssystem steht und fällt nach wie vor mit der Akzeptanz durch die Mitarbeiter. Moderne Textilien, die zum Teil Funktionsfasern verarbeiten, helfen hierbei Träger zu überzeugen, die seit vielen Jahren „liebgewonnenen“ Baumwoll- oder Baumwollmischtextilien durch ein hochwertiges, modernes Funktionstextil abzulösen. In der Sportswear sind diese sogenannten Funktionstextilien schon sehr weit verbreitet. Entsprechend angepasste Bekleidungssysteme greifen zum Teil auf ähnliche oder gleiche Funktionsfasern zurück und bieten somit vergleichbare hochwertige Tragekomforteigenschaften.
Kontaminationsrisiko Zwischenkleidung
Es gilt auch die Unter- bzw. die sogenannten Zwischenbekleidung, also der Kleidung, die unter einem Kittel oder Overall getragen wird, genauer zu betrachten. Wissend um das Gefahrenpotenzial (Kontaminationsrisiko) ausgehend von einem typischen Baumwoll-T-Shirt, von einer Baumwolljeans usw. gehen mehr und mehr Anwender dazu über, auch diese Bekleidungskomponenten auf die Anforderungen des Prozesses anzupassen, sprich abriebfeste Materialien (Funktionsfasern) vorzuschreiben. Die damit erreichten positiven Ergebnisse sprechen für sich. Eine Reduktion der von den Mitarbeitern ausgehenden Partikel- und Faserabgaben von 50% und mehr sind hierbei realistische Annahmen (Messwerte). Mithilfe dieser angepassten Zwischenbekleidung kann nebenbei auch der Tragekomfort des gesamten Bekleidungskonzeptes in vielen Fällen nochmals verbessert werden.

Reinraumschleuse (Foto: CleanControlling)
Kleiderpflege
Bei der Definition eines Bekleidungssystems sollte auch der Pflege (also der Aufbereitung / Reinigung) entsprechende Aufmerksamkeit geschenkt werden. Überspitzt formuliert nützt es einem Anwender recht wenig, wenn er ein entsprechendes Bekleidungssystem für sich definiert und angeschafft hat und der von ihm beauftragte Dienstleister (Wäscher) am Schluss besagte Bekleidung „schmutziger“ abliefert als er sie ursprünglich angenommen hat. Der mit der Reinigung beauftragte Dienstleister sollte also gewährleisten, dass die ihm anvertraute Bekleidung für die Bereiche „technische Sauberkeit“ nicht mit anderer Bekleidung in Berührung kommt und somit die Gefahr einer Kreuzkontamination ausgeschlossen wird. Die Aussage „Wir garantieren, dass sich nur Kleidung A oder Kleidung B in einer Waschtrommel befindet“ ist hierbei nicht ausreichend. Verschiedene Prozessschritte innerhalb des Reinigungsprozesses greifen so ineinander über, dass es über diese zur Kreuzkontamination kommen kann und plötzlich Baumwollfasern auf synthetischen Kleidungsstücken landen und somit wieder in die Bereiche der technischen Sauberkeit eingeschleust werden. Qualitätsstandards mit dem Dienstleister sind festzulegen, wie z.B. in welchem nachweisbaren Sauberkeitsniveau wird die Kleidung nach dem Dekontaminationsprozess angeliefert, also wie viele Partikel oder andere Arten von Verunreinigungen befinden sich auf einem Bekleidungsstück nach Verlassen der Wäscherei (und somit vor dem direkten Einsatz beim Kunden). Gemessen und kontrolliert werden sollte somit die sogenannte „Restkontamination“. Wechselfrequenzen, also nach welcher max. Tragezeit muss ein Bekleidungsstück in die Reinigung abgegeben werden, sind zu definieren, genauso wie die maximale Tragezyklen, also wie oft darf ein Bekleidungsstück maximal gewaschen werden. Ebenso sind die erlaubten Reparaturaufwendungen an einem möglicherweise mechanisch beschädigten Bekleidungsstück festzulegen, also was darf wie in welcher Art ggf. repariert werden.
Fazit
Auch in den Bereichen der technischen Sauberkeit kommt einem Bekleidungssystem als einzigem Filter zwischen Mensch und Produkt (Prozess) eine stetig steigende Bedeutung zu. Zwar sind viele Anforderungen nicht unmittelbar mit denen der klassischen Reinraumanwendungen zu vergleichen, aber Faktoren wie Abriebfestigkeit, Tragekomfort und Antistatik (Leitfähigkeit) sind auch bei Bekleidungssystemen für die Anwendung in der technischen Sauberkeit wesentliche Kriterien.
DASTEX Reinraumzubehör
Experte Carsten Moschner und das DASTEX-Team stehen für weitere Infomationen natürlich jederzeit zur Verfügung.
DASTEX Reinraumzubehör GmbH & Co. KG
Verweise:
Abriebfestigkeit von Reinraumbekleidung
DASTEX bietet ganzheitliche Schleusenkonzepte
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Sauberraum – Auswahl der Sauberkeitsstufe
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